Wie funktioniert Krisenkommunikation? | Benjamin Minack von ressourcenmangel im Mittelstars Podcast

Shownotes

Benjamin Minack ist dieses Mal bei den Mittelstars zu Gast – als Gründer und Geschäftsführer der Agentur ressourcenmangel weiß er genau, wie strategische Kommunikation dort ansetzt, wo sie am meisten bewirken kann: in Zeiten des Wandels, in komplexen Veränderungsprozessen und in echten Krisenmomenten.

Mit über 330 Mitarbeitenden an den Standorten Berlin, Hamburg, Stuttgart, Dresden und Düsseldorf entwickelt und realisiert er Kommunikationsstrategien, digitale Plattformen und zielgerichtete Kampagnen für Konzerne, Ministerien und Organisationen im gesamten Bundesgebiet.

Im Podcast spricht Benjamin über seinen Weg: von den frühen Jahren als Veranstalter legendärer Clubnächte in Brandenburg über prägende Stationen beim Handelsblatt und Zeit.de, bis hin zur Gründung und zum Aufbau einer der bedeutendsten inhabergeführten Kommunikationsagenturen Deutschlands.

Wir erfahren, was gute Krisenkommunikation wirklich ausmacht – und warum man dabei Distanz bewahren muss. Warum Vertrauen ein unternehmerischer Erfolgsfaktor ist. Wieso Führung mit Verantwortungsteilung beginnt. Und weshalb das Arbeitszeitgesetz dringend überarbeitet werden sollte.

Eine inspirierende Folge für alle, die mehr über das Zusammenspiel von Kommunikation, Führung und gesellschaftlicher Verantwortung erfahren möchten – direkt von einem der spannendsten Köpfe der Branche.

Transkript anzeigen

00:00:00: Jemand arbeitet in einer Agentur, findet seine Chefs Scheiße,

00:00:03: gründet seine eigene Agentur, nimmt ...

00:00:05: Ein Kundentur? - ... noch ein Kundentur.

00:00:06: Das war bei uns so nicht.

00:00:08: Wir hatten alle drei kein Agentur-Background,

00:00:10: wir wussten nicht, wie Agentur funktioniert.

00:00:12: Wir haben uns das alles selbst erarbeitet

00:00:13: und mussten uns auch die Kunden selbst erarbeiten.

00:00:15: Und natürlich gewinnt man nicht am ersten Tag.

00:00:17: Ein Dachskonzern.

00:00:18: Und das ist heute immer noch auch in der Dimension

00:00:20: eine inhabergeführte Agentur.

00:00:22: Ihr seid heute unter den Top-10-Inhaber geführten Agenturen in Deutschland.

00:00:26: "Middlestars", der Mittelstand und Unternehmer-Podcast.

00:00:30: Ehrlich, direkt und ungefiltert.

00:00:33: Von und mit, Markus Seidel.

00:00:36: Moin und herzlich willkommen zu einer neuen Folge des "Middlestars"-Podcasts.

00:00:39: Mein Name ist Markus Seidel und heute zu Gast ist Benjamin Minak.

00:00:42: Ich freue mich besonders, auf den ersten Gast aus Frankfurt oder

00:00:46: darauf zu erfahren, wie er es geschafft hat,

00:00:48: aus einer Partyagentur,

00:00:50: eine der größten inhabergeführten Kommunikationsagenturen

00:00:53: in Deutschland zu machen und heute hilft,

00:00:54: großen Organisationen aus der Krise herauszufinden,

00:00:57: aber vor allem dabei, Krisen zu vermeiden.

00:00:59: Benjamin, schön, dass du hier bist.

00:01:01: Schön, dass ich hier sein darf.

00:01:02: Vielen Dank für die Einladung.

00:01:03: Sehr, sehr gerne.

00:01:04: Magst du dich ganz kurz vorstellen?

00:01:06: Benjamin, Mitte 40,

00:01:09: Naturalborn Brandenburger.

00:01:10: Große Vorliebe für gesellschaftspolitische Kommunikation.

00:01:14: Und ansonsten mit wenig Hobbys bestückt.

00:01:18: Ich kann da leider nichts erzählen.

00:01:20: Ja, okay, dann nehmen wir keine Hobbys,

00:01:22: dann denken wir uns zum Schluss einfach welcher aus.

00:01:23: Lieblingsfarmen, Lieblingstiere, das ist gar kein Problem.

00:01:25: Da kann ich ein paar Dinge auswendig wiedergeben.

00:01:27: So, Frankfurt oder?

00:01:28: Das heißt, du bist gebürtiger Aussie?

00:01:30: Geboren ganz weitem Osten,

00:01:32: aufgewachsen ganz weitem Osten

00:01:34: und dann leider auch nicht wieder weiter geschafft,

00:01:36: als bis nach Berlin im Finale.

00:01:38: Ja gut, das ist ja,

00:01:39: die Trottelung ist ganz gut gelaufen.

00:01:40: Die Story höre ich öfter.

00:01:41: Da gibt es ja den Pipp Klöckner, der hat es ja genauso gemacht.

00:01:43: Der ist ja von Kreisheim in die Mitte.

00:01:44: Aber den ist es, glaube ich, noch ein bisschen weiter,

00:01:45: aber mir sind es nur 86 Kilometer.

00:01:47: Das ist, finde ich, für die persönliche Entwicklung keine so große Strecke.

00:01:51: Okay, wenn du aus Ostdeutschland kommst,

00:01:53: Unternehmerhaushalte relativ selten.

00:01:55: Bei dir auch der Fall oder?

00:01:56: Bei mir ganz genau, der gleiche Fall.

00:01:58: Meine Eltern zwar nicht sehr stark betroffen

00:02:01: von den wirtschaftlichen Veränderungen nach der Wende

00:02:05: und sind eigentlich beide in dem Job geblieben,

00:02:08: den sie davor auch schon hatten,

00:02:10: unter anderem vorzeichnen ganz klar.

00:02:11: Aber das war keine unternehmerische Tätigkeit,

00:02:13: sondern es waren Angestellte.

00:02:15: Okay, wie bist du denn zum Unternehmer geworden?

00:02:17: Erinnert dich mal zurück.

00:02:18: Was waren so die ersten Sachen, die dir da einfallen?

00:02:20: Ich bin Unternehmer, weil ich ein Autoritätsproblem habe.

00:02:24: Gut, dass wir Fotos sprechen.

00:02:27: Und der festen Überzeugung,

00:02:29: er bin, dass die allermeisten Dinge so gemacht werden müssen,

00:02:32: wie ich das ganz gerne möchte.

00:02:34: Und das ist in Angestellten Verhältnissen schwierig bis unmöglich durchzuhalten.

00:02:38: Also es war wirklich eine opportunistische Entscheidung,

00:02:40: die auch auf dem Wesenbrut.

00:02:41: Ich glaube, das ist eine wesentliche Entscheidung, ganz klar.

00:02:43: Natürlich ergeben sich, wenn man so ist,

00:02:45: wie man ist, immer Möglichkeiten, den einen oder den anderen Weg zu gehen.

00:02:48: Und ich habe relativ schnell gelernt,

00:02:51: die Widerstände zu spüren in Organisationen,

00:02:54: die sich auftun, wenn man auf sie trifft.

00:02:56: Und zu erkennen, ob ich in dieser Organisation

00:02:59: lange zu Hause sein kann und das Beste geben kann.

00:03:02: Und ganz oft habe ich festgestellt,

00:03:04: dass das aufgrund von hierarchischen Fragestellungen

00:03:08: mir sehr schwer gefallen wäre.

00:03:10: Okay, wie bist du denn dein erstes eigenes Business reingesteuert?

00:03:13: Ich glaube, die Hausbesetzergeschichte

00:03:14: hängt da da mal so ein bisschen zusammen zumindest.

00:03:16: Ja, so eine Hausbesetzung, wer kennt sie nicht.

00:03:19: Da treffen viele ganz unterschiedliche Menschen aufeinander,

00:03:23: mit ganz vielen unterschiedlichen Zielen,

00:03:25: Vorstellungen von der Realität,

00:03:26: auch Gründe, warum sie sich an einem solchen Projekt beteiligen.

00:03:30: Und natürlich war die wilde Zeit zu Beginn der 90er-Jahre hier in Berlin,

00:03:34: aber auch in anderen ostdeutschen Städten.

00:03:36: Natürlich leicht anarchistisch.

00:03:39: Und man hat versucht, mit solchen Projekten

00:03:41: ganz viele Probleme zu lösen oder Möglichkeiten,

00:03:44: Räume zu schaffen.

00:03:45: Und ich habe in dem Kontext festgestellt,

00:03:47: dass das Veranstalten von Events,

00:03:50: dass die Vermittlungen durch Kommunikation,

00:03:53: also Vermittlungen von Ideen,

00:03:54: aber auch Vermittlungen von Botschaften durch Kommunikation,

00:03:58: irgendwas ist, was mir liegt.

00:03:59: Und das Partygeschäft ist ja eines,

00:04:02: was man sehr opportunistisch betreiben kann.

00:04:04: Ja, das ließe ich gut daraus entwickeln.

00:04:06: Das ist nicht so schwer.

00:04:07: Man braucht einen Künstler,

00:04:08: man braucht den man der Einlass nimmt

00:04:10: und man braucht eine gute Getränkeversorgung.

00:04:12: Dann hat man die wichtigsten Zutaten

00:04:15: und kann dann verfeinern und besser werden.

00:04:17: Du hast also in Frankfurt oder Partys veranstaltet?

00:04:20: Ich habe in Frankfurt oder und auch im Rest von Ost und Südost Brandenburg

00:04:25: wahrscheinlich eine hohe Dreistellige,

00:04:28: wenn nicht sogar vierstellige, Anzahl von Partys veranstaltet.

00:04:31: Okay, in welcher Dimension reden wir da?

00:04:33: Also waren es jetzt Techno-DJ-Partys

00:04:35: oder habt ihr auch wirklich Künstler eingeladen?

00:04:36: Wir haben Künstler eingeladen.

00:04:38: Wir haben sehr viele namhafte Künstler dieser Zeit eingeladen.

00:04:43: Deutsche Hip-Hop, ich mag deutschen Hip-Hop.

00:04:47: Wir hatten Thominas Bo, wir hatten die massiven Töne,

00:04:50: wir hatten Korayee, wir hatten Freundeskreis zu Gast,

00:04:52: wir hatten aber auch und da war die Nähe zu Berlin

00:04:55: schon ein sehr großer Vorteil.

00:04:57: Durchaus viele namhafte DJs aus der Berliner Techno- und Elektro-Zähne

00:05:02: und haben mit denen sehr schöne und sehr große Partys gefeiert,

00:05:05: auch so wie man sich das damals vorgestellt hat,

00:05:08: über mehrere Nächte hinweg.

00:05:11: Und da war alles dabei.

00:05:13: Das klassische Konzert mit 25 Gästen an einem Sonntag-Nachmittag,

00:05:18: genauso wie so ein Freundeskreiskonzert mit damals unfassbaren,

00:05:23: für unsere Verhältnisse unfassbaren 1.500 Gästen

00:05:27: oder ganz schlimme Partys,

00:05:30: die wirklich nur unter dem Vorzeichen

00:05:31: von massiven Alkoholkonsum gestanden,

00:05:33: wo auch an einem Abend 1.000-1.200 Gäste.

00:05:36: Also da hatte wir einen eigenen Club quasi?

00:05:39: Am Anfang hatten wir einen eigenen Club,

00:05:40: den wir von 1997 bis knapp 2001,

00:05:43: das durfte hinkommen, bewirtschaftet haben.

00:05:46: Danach waren wir dann Gast in anderen Locations

00:05:49: und haben da unsere Partykonzepte umgesetzt.

00:05:52: Und das war auch quasi der Startschuss

00:05:54: für eine professionelle Agentur Gründung und Tätigkeit.

00:05:57: Von vorne betrachtet würde man sagen, nein.

00:06:00: Rückwärts betrachtet erscheint das alles sehr logisch klar.

00:06:02: Ich glaube schon, dass es möglich ist,

00:06:04: im Kontext von Event ziemlich viel von dem zu lernen,

00:06:07: was es braucht, um fast jedes Unternehmen gut zu führen.

00:06:12: Mal losgelöst von der Fachlichkeit,

00:06:14: die es braucht, um, wenn man jetzt an einem Servicebereich arbeitet

00:06:18: für die Kunden, die bestmöglichen Ergebnisse produzieren.

00:06:20: Aber man lernt viel über Führung,

00:06:22: man lernt sehr viel über Organisationen,

00:06:24: man lernt sehr viel über perfektes Timing,

00:06:27: man lernt sehr viel über kaufmännische Fragestellungen,

00:06:29: Deckungsbeitragsrechnungen.

00:06:31: Man findet da auch schon relativ früh statt.

00:06:33: Also ich finde, das ist eine sehr gute Schule.

00:06:35: Und für das, was wir dann daraus entwickelt haben,

00:06:37: nämlich eine Agenturschrägstrich-Kommunikationsberatung,

00:06:41: ist das schon ganz gut, weil man muss auch gestalten,

00:06:44: man muss Zielgruppen definieren, man muss Zielgruppen erreichen,

00:06:46: man braucht die richtigen Botschaften,

00:06:48: das Partygeschäft ist dann doch ein hart umworbenes.

00:06:51: Nur die Qualitätssieger gehen auch als kaufmännische Sieger

00:06:55: vom Platz, also da ist viel drin, was man lernen und übertragen kann.

00:06:59: Und das war ja aber der Startschuss,

00:07:01: das ist nicht die Agentur, die du heute machst.

00:07:02: Das war quasi für die damalige Zeit das Ding,

00:07:04: was du neben dem Abitur, neben dem Studium aber weiter betrieben hast.

00:07:08: Genau, das hat mich vom Abitur bis zum Ende meines Studiums begleitet.

00:07:12: Und eigentlich haben wir sogar noch darüber hinaus,

00:07:14: also ich glaube, die letzte Party haben wir offiziell im Corona-Jahr veranstaltet.

00:07:18: Und bis dahin haben wir noch,

00:07:20: dann noch in den letzten Jahren immer noch zehn

00:07:23: größere Partys veranstaltet.

00:07:24: Aber mit der Agentur noch nein?

00:07:26: Nein, das war...

00:07:26: Okay, hasse.

00:07:27: Hobby.

00:07:28: Aber ihr wart ja so erfolgreich, glaube ich,

00:07:30: trotzdem, du bist ja dann irgendwann von Frankfurt nach Berlin gekommen,

00:07:33: dass ihr hier die Radio 1, die Fritz Live-Partys, veranstaltet?

00:07:36: Ja, also wir haben die schöne Party veranstaltet für Radio 1,

00:07:39: nicht in Berlin, in Berlin lief die zu diesem Zeitpunkt schon sehr lange.

00:07:42: Und sehr gut, ich würde sagen, das war in den ausgehenden 90er-Anfang der 2000er

00:07:48: wahrscheinlich das erfolgreichste Partykonzept in Berlin,

00:07:51: also nicht der erfolgreichste Club,

00:07:52: da gab es sicherlich andere Formate, aber das war das erfolgreichste Konzept.

00:07:55: Und die Gründe dahinter der Idee und Radio 1 selbst haben gesagt,

00:07:59: hey, wir brauchen dieses Format auch in der Fläche,

00:08:02: weil das ist ein gutes Format zu höherer Bindung

00:08:04: und auch zur Inszenierung der Marke Radio 1.

00:08:06: Und so haben wir dann zuerst in Frankfurt an der Oder

00:08:08: und später auch in Cottbus die schöne Party veranstaltet.

00:08:10: Und die schöne Party war auch das Partykonzept,

00:08:12: was wir dann bis vor Corona in Cottbus durchgeführt haben.

00:08:17: Krass.

00:08:18: Also wir reden schon von mindestens ein paar Hunderttausend Gästen,

00:08:21: aber gegebenenfalls auch siebenstellig.

00:08:23: Also bei den Gästen kann ich nie darüber nachgedacht,

00:08:25: aber wahrscheinlich ein paar Hunderttausende sind das auf alle Fälle.

00:08:28: Ja, definitiv.

00:08:29: Und Berlin, das war ja nicht nur quasi Party machen und cooles Berlin,

00:08:32: sondern du hast ja auch, glaube ich, studiert, oder?

00:08:34: Ich habe in Berlin studiert und das war auch der Grund,

00:08:36: die herzukommen, Abstand zwischen mich und die Heimat zu bringen.

00:08:40: Ich glaube, das ist wichtig für die persönliche Entwicklung immer.

00:08:42: Erzähl ich auch meinen Kindern,

00:08:44: das ist total wichtig ist, dass sie auf alle Fälle nicht in Berlin studieren,

00:08:47: sondern irgendwo anders hingehen, am besten in eine kleine Stadt,

00:08:50: in der Campus Uni, studieren.

00:08:53: Und dem Bein natürlich auch ein bisschen arbeiten,

00:08:56: weil Studium alleine hätte mich sehr wahrscheinlich nicht zufrieden und glücklich gemacht.

00:09:01: Und was hast du studiert?

00:09:03: Ich habe Rechtswissenschaften studiert oder Jura, wie man das auch sagen kann,

00:09:08: mit den schönen Schwerpunkten gesellschaftsrecht und steuerrecht.

00:09:11: Und finde auch, das sind zwei wunderschöne Themen,

00:09:15: die ich auch jedem zur Lektüre empfehlen würde, abends oder am Wochenende.

00:09:19: Ja, da würde man uns meinen, die helfen ja eigentlich im klassischen Agenturalltag,

00:09:23: das ist eher ein Kommunikationsstudium oder irgendwas erwartet,

00:09:26: aber die helfen dir natürlich bei der Führung eines großen Unternehmens auf jeden Fall.

00:09:29: Ja, das ist natürlich, hätte ich viel lieber Kommunikationssissenschaften

00:09:32: an der Universität der Künstler studiert.

00:09:34: Dafür war ich aber während des Abiturs zu sehr mit der Partieveranstalterei beschäftigt

00:09:40: und konnte mich nicht auf dem besten möglichen Abiturabschloss fokussieren.

00:09:44: Und damals war das, glaube ich, das Studium mit einem Numerusklausus von 1,1.

00:09:50: Also, man musste sehr gut sein oder sehr viele Wartesemester.

00:09:53: Das habe ich mitgebracht.

00:09:54: Also, habe ich meine zweite Wahl genommen.

00:09:56: Rechtswissenschaften und Rechtswissenschaften ist,

00:09:58: durch glaube schon, so würde ich das immer noch sehen, eher so ein Studium generell.

00:10:02: Wer ein Jurastudium mit all den Fächern, die da angeboten werden,

00:10:07: bis zum ersten Staatsexamen bringt,

00:10:09: weiß danach ziemlich viel über das Funktionieren einer Wirtschaft,

00:10:13: auch einer Volkswirtschaft, hat sehr gutes Verständnis,

00:10:15: davon, wie Organisationen funktionieren können, wo Herausforderungen liegen

00:10:18: und hat vor allen Dingen, und das ist das, was mir jetzt jeden Tag hilft,

00:10:22: ein sehr gut trainiertes analytisches Verständnis.

00:10:26: Und diese Kompetenz ist wahrscheinlich auch die,

00:10:29: die mir jeden Tag am weitesten hilft, Probleme in möglichst viele kleine Teile zerlegen zu können

00:10:35: und sich nicht von der Größe einer Herausforderung erdrückt zu fühlen.

00:10:39: Das heißt, dann erstes Staatsexamen gemacht?

00:10:41: Zwei jetzt auch?

00:10:42: Das zweite habe ich nicht mehr gemacht.

00:10:44: Nein.

00:10:45: Weil mir nach dem ersten Staatsexamen schon sehr klar war,

00:10:48: dass die Arbeit in einer Kanzlei oder bei einem Gericht,

00:10:53: dass mir das langfristig keine große Freude beschützt.

00:10:56: Was ist es versucht?

00:10:57: Ich habe während des Studiums in zwei sehr großen Kanzleien hier in Berlin gearbeitet

00:11:00: und habe dieserzeit auch sehr genossen.

00:11:02: Das war eine unfassbar spannende, lehrreiche,

00:11:05: auch fasenweise inspirierende Arbeit, die ich da geleistet habe.

00:11:09: Das waren großartige Mentoren, die dort tätigen Juristen,

00:11:13: mit denen ich auch viel über da dann schon gesellschaftspolitische Fragestellungen diskutiert habe.

00:11:18: Wir hatten noch das eine oder andere Verfahren an der Schnittstelle zu Politik und Gesellschaft.

00:11:23: Das war geil.

00:11:24: Aber sieben Tage die Woche als Associate, zwölf Stunden in dem Büro-Turm,

00:11:31: Klimaanlage, seitenlange Texte schreiben,

00:11:35: das erschien mir nicht erstrebenswert.

00:11:38: Was war, als du das festgestellt hast,

00:11:40: was kam dann direkt die Selbstständigkeit an eine berufliche Herausforderung erst mal?

00:11:44: Ich habe dann erst mal versucht, herauszufinden, ob hierarchisches Arbeiten nicht vielleicht eine gute Sache ist.

00:11:50: Nein, ich habe schon am Anfang des Studiums seit Zeit lang für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hier in Berlin gearbeitet

00:11:57: und habe während meiner Zeit im Abitur für unsere ordentliche Tageszeitung geschrieben

00:12:02: und fand Medien schon ganz geil.

00:12:04: Dachte mir, als Journalist arbeiten könnte eine Option sein,

00:12:06: aber es gibt ja auch die andere Seite von Medienunternehmen,

00:12:10: die Verlegerische, die Kaufmanusche und die wollte ich mir einmal angucken und herausfinden, ob das nicht vielleicht was ist.

00:12:15: Weil in der Arbeit, in den Redaktionen, hatte ich schon festgestellt, da gibt es gläsende Decken.

00:12:21: Da ist der Gestaltungsspielraum inhaltlich sehr groß,

00:12:25: aber strukturell konzeptionell ist man immer schnell in dem Rahmen, der gesetzt wird.

00:12:30: Und ich dachte vielleicht, dass auf der anderen Seite, wo Rahmen gesetzt wird, beides möglich,

00:12:35: Rahmen setzen, kreativ sein, sehr kreativ sein und trotzdem auch Rahmen verändern.

00:12:40: Also erschien mir schlau, das zu versuchen.

00:12:44: Das habe ich dann gemacht.

00:12:45: Ich habe ganz klassisch, dass es ja heute kaum noch möglich,

00:12:49: ein richtig schönes, vollwertiges, sechsmonatiges Praktikum beim Handelsblatt in Düsseldorf gemacht.

00:12:54: Das hieß damals Praktikum in der Geschäftsführung.

00:12:57: Ich glaube, in der Stelle, die es vorher nie gab und danach nie wieder gab,

00:13:02: das war unfassbar faszinierend, weil ich vom ersten Tag an ganz tief in wirklich schwerwiegenden

00:13:10: Entscheidungsprozessen war und zugucken konnte und zuhören konnte.

00:13:15: Die Älteren von uns erinnern sich, es gab den Versuch, die Financial Times in Deutschland einzuführen

00:13:20: und erfolgreich zu machen.

00:13:21: Das war genau diese Zeit.

00:13:22: Also man hatte einen großen Wettbewerber, man hatte große redaktionelle Herausforderungen.

00:13:26: Man hatte auch wegen verschiedener volkswirtschaftlichen Effekte große,

00:13:32: große wirtschaftliche Fragestellungen.

00:13:34: 9/11 fiel auch in die Zeit.

00:13:38: Also da war viel los und das war unfassbar lehrreich.

00:13:43: Und hat mich in dem Moment erst mal daran bestätigt, zu sagen, geil,

00:13:46: für so eine etablierte Medienmarke zu arbeiten, die zu schützen,

00:13:52: größer zu machen, zum Wachstum zu tragen, durch eigene Ideen, durch eigene Impulse.

00:13:58: Da will ich weitermachen.

00:14:00: Dann bin ich mit dem Geschäftsführer vom Handelswald gemeinsam zur Zeit

00:14:04: und habe dann noch knapp zweieinhalb Jahre mit ihm dort als Assistent der Geschäftsführung

00:14:10: und dann später als Verantwortlicher für den gesamten Digitalbereich verbracht.

00:14:15: Warum Zeit?

00:14:16: Also was war bei diesem Medium so cool?

00:14:18: Die Zeit ist schon, ich würde sagen, nach europäischen Maßstäben

00:14:25: und vielleicht inzwischen sogar nach globalen Maßstäben.

00:14:29: Eines der innovativsten und zugleich auch qualitativ hochwertigsten Medienhäuser,

00:14:37: die wir haben können.

00:14:38: Es ist ein Laden, dem du anmerkst, wie schlau und nicht nur schlau,

00:14:44: sondern auch wie reflektiert all diejenigen sind, die dort arbeiten.

00:14:48: Also die geballte Intelligenz in den Redaktionsräumen ist spürbar

00:14:54: und auch die Vielfalt der Meinung in diesen Redaktionen ist spürbar.

00:14:58: Das war damals schon spürbar, dass es da eben Debatten gab und sehr viele intensive Debatten.

00:15:03: Und das Ganze damals kombiniert mit einer ganz großen Anzahl junger, gut ausgebildeter,

00:15:10: sehr dynamischer Menschen, die dazu geholt worden waren,

00:15:15: um diesen Verlag für die neue Zeit vorzubereiten

00:15:19: und die von der Geschäftsführung und auch den Chefredakteuren mitgenommen wurden

00:15:26: auf die neue Reise.

00:15:28: Ich würde sagen, das war die Zeit, in der so die Grundlage dafür gelegt worden ist,

00:15:32: dass der Verlag heute diese Größe hat, die er hat, mit einer fast verdreifachten

00:15:38: Mitarbeiterzahl seitdem und glücklich einer beeindruckenden Erfolgsgeschichte,

00:15:42: egal ob es jetzt die gedruckte Zeit ist oder die digitalen Angebote des Verlagens.

00:15:47: Aber der Zeit ging es damals schon richtig gut.

00:15:49: Das war damals schon ein Light Medium, die standen voll im Saft,

00:15:51: die haben gutes Geld verdient.

00:15:53: Also ein Light Medium war es damals definitiv,

00:15:56: im digitalen stark abgehängt, damals Platz 7, erinnere ich mich von den Light Medium

00:16:03: und wirtschaftlich wieder auf dem Pfad der Gesundung begriffen.

00:16:08: Aber aus dieser Situation hätte und das kann man sich über vielen anderen Verlagen

00:16:13: oder Zeitungsräume angucken, in 20 Jahren auch was ganz anderes entstehen können

00:16:16: und die Zeit zeigt, wie man das schon richtig macht.

00:16:19: Du hast vorgespräch eine Sache erwähnt, die ich unbedingt noch mal fragen muss.

00:16:23: Ihr hattet ja den unglaublich spannenden Barter, die wir im Vorgespräch verraten haben.

00:16:26: Ob dem würde ich ganz gerne noch eingehen.

00:16:27: Ja, Barter, die jetzt wurden in Verlagen immer gerne gemacht.

00:16:30: Aus ganz unterschiedlichen Gründen.

00:16:33: Steuerlich übrigens außerordentlich schwieriges Themenfeld.

00:16:37: Also Barter, du taust quasi zum Beispiel Werbung gegen Ware.

00:16:41: Warbe gegen Werbung, genau.

00:16:42: Steuere ich sehr anspruchsvolles Thema, Umsatzsteuerrecht.

00:16:45: Genau.

00:16:46: Kann gerne, wenn jemand Interesse hat, sich mit mir darüber zu unterhalten.

00:16:48: Da habe ich viel darüber gelernt in der Zeit.

00:16:50: Ja, ein wichtiger Konzeptpunkt der Geschäftsführungszeitverlage,

00:16:54: es war damals zu sagen, wir brauchen die Kollegen im Büro gut gelaunt und hoch motiviert

00:17:00: und wir müssen dafür sorgen, dass Vernetzung im Haus stattfindet.

00:17:03: Also dass die Leute, die hier über damals vier Etagen verteilt arbeiten, auch wirklich

00:17:08: miteinander reden und nicht nur in Meetings.

00:17:09: Die sollen sich kennenlernen, die sollen sich schätzen, die sollen Spaß miteinander haben.

00:17:12: Und zwar am besten wirklich über Kreuz zwischen Redaktion und Verlag.

00:17:17: Und das sind ja schon auch in so etablierten Medienhäusern ziemlich starre Grenzen aus

00:17:22: guten Gründen.

00:17:23: Die Redaktion soll unabhängig davon ihre Inhalte machen, was der Verlag sich so denkt,

00:17:27: was gut fürs Geschäft wäre.

00:17:29: Aber das ein bisschen aufzulösen.

00:17:31: Und deswegen stand genau in der Mitte von uns allen in der Abteilung für Kommunikation,

00:17:38: wo sonst ein großer Kühlschrank und in diesem Kühlschrank lagen immer viele, viele weiß

00:17:44: Wein, Rotwein und natürlich auch Champagnerflaschen, die uns viele Abende im Verlag sehr versüßt

00:17:50: haben.

00:17:51: Und wir hatten vielleicht auch deshalb wirklich sehr vielen großen Gruppen, sehr, sehr gute

00:17:58: Gespräche dort und einen guten Austausch.

00:18:00: Also es war stets gute Stimmung, wenn dieser Kühlschrank geöffnet wurde.

00:18:03: Die Stimmung war auch sonst gut, aber das hat die Stimmung natürlich nochmal deutlich

00:18:07: gehoben.

00:18:08: Es wäre gut, dass ihr keinen Bart hat, den ihr im Drogenkartell hattet.

00:18:10: Ja, weiß ich, ich kann damit mit dem Thema kennenlernen.

00:18:14: Wer weiß, was denn passiert wäre bei der Zeit.

00:18:16: Jetzt hast du es ja relativ geschickt gemacht.

00:18:18: Du hast soweit ich das weiß, deine Agentur immer auch Parallel gehabt, ne?

00:18:24: Kleinen Kreis.

00:18:25: Die hast du alleine gemacht, oder?

00:18:26: Nein, wir waren drei Gründer.

00:18:28: Alle drei geboren und aufgewachsen in Frankfurt oder?

00:18:32: Also mit einem gemeinsamen kulturellen Background.

00:18:34: Ich glaube, immer ganz wichtig für Unternehmensgründung.

00:18:37: Gemeinsames, kulturelles, verständnis, gemeinsame Wertekanon.

00:18:40: Den hatten wir und viel von unserem Erfolg am Anfang und auch jetzt resultiert immer

00:18:47: noch aus diesem gemeinsamen Werteverständnis ganz sicher.

00:18:50: Und dann hast du das bei der Zeit beendet, was ja, ne?

00:18:53: Und hast dann gesagt, okay, jetzt 100 Prozent Agentur.

00:18:56: Jetzt mal mit meinen Freunden zusammen.

00:18:58: Mit meinen Freunden zusammen, mit denen ich auch dann wechselweise zusammen wohnte.

00:19:02: Also so eine richtig schöne Küchengründung könnte man auch als Geschichte erzählen.

00:19:06: Und das waren dann gründer Jahre, so wie Gründer Jahre sind.

00:19:13: Ups und Downs, große Etage, gewinne Verluste, die ersten katastrophalen Erfahrungen mit

00:19:19: Kolleginnen und Kollegen.

00:19:20: Ihr habt zu viert gestartet, ne?

00:19:22: Also drei Gründer, ein erster Kollege, dann stell dir erste Azubi.

00:19:27: Azubis spielen bei uns schon immer eine große Rolle.

00:19:30: Der blieb lange bei uns, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr lange.

00:19:33: Ich glaube, der war fast 15 Jahre bei uns, also schon richtig lange.

00:19:37: Und dann vom Prenzlauberg, sehr kleines Hinterhübrow im Prenzlauberg nach Kreuzberg, wo wir jetzt

00:19:44: auch immer noch unser Berliner Office haben.

00:19:46: Und dann, also was für Kunden habt ihr mit dieser Agentur betreut?

00:19:49: Ihr habt da Party und so weiter, war ja irgendwann nicht mehr ab der Parallel gemacht, habe ich

00:19:51: verstanden, das war immer ein Business nebenbei.

00:19:53: Aber wie habt ihr euch aufgestellt?

00:19:55: Bei Agenturen gibt es ja sehr, sehr viele.

00:19:57: Agenturen gibt es wie Sand am Meer.

00:19:58: Ich glaube, das Statistische Bundesamt sagt in Deutschland gibt es fast 16.000 Unternehmen,

00:20:03: die man als Agentur klassifizieren könnte.

00:20:05: Ob die dazwischen Versicherungssagenturen und Kommunikationsagenturen unterscheiden,

00:20:09: weiß ich nicht.

00:20:10: Aber es gibt eine ganze Menge.

00:20:11: Wir haben uns in der Art und Weise, wie wir den Markt sehen, wie wir Marktbedürfnisse

00:20:15: sehen und wie wir damit auch Kundengruppenklass dann immer wieder verändert.

00:20:18: Das war nie statisch.

00:20:21: Und ich glaube auch, das wäre falsch, das Statisch zur Hand haben.

00:20:25: Also Statisch für meine Art und Weise, Unternehmen zu führen und für die Art und Weise, wie

00:20:31: die allermeisten meiner Kollegen dann jetzt auf Kommunikation blicken.

00:20:34: Na klar, ganz am Anfang, wenn man klein ist und sich nicht aus einer bestehenden Agentur

00:20:40: ausgerundet, was der typischste Weg eigentlich ist, jemand arbeitet in einer Agentur, findet

00:20:47: seine Chefs Scheiße, gründet seine eigene Agentur, nimmt den Kundenmärkteinamt noch

00:20:51: einen Kunden mit.

00:20:52: Das war bei uns so nicht.

00:20:53: Wir hatten alle drei kein Agentur Background.

00:20:56: Wir wussten nicht, wie Agentur funktioniert.

00:20:57: Wir haben uns das alles selbst erarbeitet und mussten uns auch die Kunden selbst erarbeiten.

00:21:02: Und natürlich gewinnt man nicht am ersten Tag ein Dachskonzern, sondern fängt ein bisschen

00:21:06: kleiner an.

00:21:07: Und so haben wir in Frankfurt oder angefangen mit regionalen Mandaten, die aus einer regionalen

00:21:12: Perspektive die größten waren, die man haben konnte.

00:21:15: Aber aus einer nationalen Perspektive oder aus einer echten Geschäftsentwicklungsperspektive

00:21:20: nicht so viel Potential boten.

00:21:22: Also war das am Anfang die Brauerei vor Ort, die Sparkasse vor Ort, die örtliche Messige

00:21:28: Gesellschaft.

00:21:29: Und damit war dann, glaube ich, das Kundenklinik hier für uns auch schon erschöpft.

00:21:32: Und das lief denn, das waren die Agentur, die immer so nebenbei quasi mit lief?

00:21:35: Mit lief und die so dann anfingen, darauf aufbauen, andere Kommunikationsprojekte zu

00:21:41: akquirieren.

00:21:42: Und das auch klassische Agentur, das heißt, die Kunden konnten mit euch Anzeigen schalten,

00:21:46: die Kunden konnten mit euch alles machen, was in unseren Auslagern kann an der Agentur.

00:21:50: Wo haben die mit uns gemacht?

00:21:51: Genau, mal weniger kreative Aufgaben, mal sehr kreative Aufgaben, stark davon abhängig,

00:21:56: was den Kunden damals gerade bewegt.

00:21:58: Aber ja, es waren noch viele Anzeigen und Großflächen dabei.

00:22:01: Und wie kommt ihr ja seit heute extrem stark auch was Organisationen angeht?

00:22:05: Also natürlich habt ihr auch große Kunden wie EON, aber jetzt nicht Milo Procter und

00:22:09: 100.000 andere, sondern ihr seid ganz, ganz stark auch vertreten bei Organisationen, Behörden

00:22:14: und Co., die mit euch zusammenarbeiten.

00:22:16: Wann kam dieser Turn?

00:22:17: Und wann habt ihr angefangen, auch diese gesellschaftspolitische Kommunikation zu übernehmen und ein bisschen

00:22:22: weniger Werbeanzeige und ein bisschen mehr wirklich auf dem Gebiet zu arbeiten?

00:22:26: Ja, das ist nie eine bewusste Entscheidung gewesen.

00:22:29: So sagen und ab morgen fokussieren wir uns auf das Begleiten von Organisationen, in Krisen,

00:22:35: Vorkrisen, Nachkrisen oder wir begleiten uns, wir fokussieren uns auf Organisationen, die

00:22:39: man formuliert, ein bisschen einfacher strukturelle Herausforderungen haben, sondern das hat sich

00:22:44: ergeben durch immer mehr Kundenprojekte.

00:22:49: Also es gibt häufig wie das ist, es gibt den einen Initialkunden und auf einmal stellen

00:22:53: alle Beteiligten in der Agentur fest, ja, wie schön ist das denn?

00:22:56: Das ist ja ein richtig schönes Problem.

00:22:58: Dieses Problem hätte ich gerne häufiger.

00:23:00: So, das war auch lange einer unserer Wahlsprüche in Präsentationen.

00:23:03: Das Problem hätten wir gerne in einer leichten Ironisierung, weil wir haben festgestellt,

00:23:08: dass wenn das Problem schön groß ist, wir zu höchstform auflaufen und tatsächlich die

00:23:12: allermeisten unserer Kompetenzen am ehesten gefragt werden, nämlich zum ersten Mal das

00:23:16: Verständnis für das Problem und das Zerfasern eines Problems in möglichst viele Einzelteile,

00:23:22: das Verstehen der Inhalte, die da mit interagieren zu fragen, was sind die Unternehmensprozesse,

00:23:27: die davon betroffen sind oder die Prozesse in der Organisation halt wirklich so viel

00:23:30: darüber zu lernen, zu erfahren, zu wissen, dass eine Problemlösung kommunikativ überhaupt

00:23:35: möglich ist und nicht einfach nur ein einmal Lack, der drüber gepinselt wird und dann

00:23:39: sieht man das Problem mal nicht mehr und unten drunter war es aber weiter vor sich.

00:23:43: Weil Problem nicht krisizwangersläufig meint, sondern auch Kommunikationsherausforderungen,

00:23:48: also komplex zu kommunizierende Themen.

00:23:51: Sehr komplex zu kommunizierenden Themen, die zu einer Krise führen können, wenn man sie

00:23:55: nicht sauber abräumt.

00:23:56: Wer sind eure Kunden für sowas?

00:23:57: Kannst du ein paar nennen?

00:23:58: Das sind viele Bundes- und Landesministerien, das sind aber auch viele Verbände, die im

00:24:04: Rahmen ihrer Interessensvertretungsarbeit kommunizieren mit der Öffentlichkeit oder

00:24:09: nur mit dem politischen Berlin.

00:24:10: Das sind aber auch viele Unternehmen, die gesellschaftspolitische Kommunikationsinhalte haben oder Themen,

00:24:16: die sich an der Schnittstelle zur Gesellschaftspolitik befinden.

00:24:19: Also gerade im Energiesegment, in dem wir sehr viele Kunden haben, ist das ja in den letzten

00:24:24: Jahren immer nicht nur ein Vertriebsthema.

00:24:26: Klar, es geht auch darum, Stromverträge zu verkaufen.

00:24:29: Auch das macht ihr quasi mit.

00:24:30: Machen wir auch.

00:24:31: Aber es geht auch ganz viel darum zu erklären, was ist die Energiewende, wie funktioniert

00:24:37: die, was sind deine Chancen, was sind deine Risiken, lieber Bürger, was musst du beachten,

00:24:40: was ist eine Wärmepumpe, warum ist die gut, warum ist sie schlecht.

00:24:42: Also auch diese Dinge gehören dazu.

00:24:45: Und im Gesundheitsbereich, das werden wir in den nächsten Jahren glaube ich ganz massiv

00:24:49: erleben wieder, das ist ja vorwiegend ein politisches Thema.

00:24:53: Weil bevor da irgendwie Leistung erbracht wird für dich, für mich, für alle anderen

00:24:57: oder bevor der Gehälter an diejenigen fließen, die uns gesund halten sollen oder die uns

00:25:01: helfen sollen, wenn wir krank sind, wird ja erstmal ganz viel über Verteilung diskutiert.

00:25:06: Und das ist ein politisches Thema.

00:25:09: Okay, was ist ein schönes Beispiel für so eine Art von Kommunikation?

00:25:14: Was sind die Dinge, die dir im Kopf geblieben sind, wo du sagst, das sind die Nüsse, die

00:25:17: wir gerne knacken und es sind auch Sachen, die uns beschäftigt haben?

00:25:20: Nein, da gibt es in der Agenturgeschichte natürlich immer so Meilensteine, in denen

00:25:27: wir auch Dinge geschafft haben, die es so vorher noch nicht gab.

00:25:31: Also drei, drei, an denen ich das gut erzählen kann, nicht historisch sauber aufgereiht,

00:25:36: sondern so wie sie mir gerade eingefallen sind.

00:25:38: Wir erinnern uns noch an Fukushima.

00:25:41: Ja.

00:25:42: Und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft befand sich damals in der Phase, in der er

00:25:47: feststelle, ohne meine Mitgliederstruktur verändert sich.

00:25:49: Auf einmal nicht mehr nur Kohlekraftwerksbetreiber oder Atomeilerbetreiber oder klassische

00:25:56: Stadtwerke, sondern auf einmal sind auch Windparks und Solarparks.

00:26:02: Und die Stimmung im Land verändert sich so ein bisschen.

00:26:05: Und auf einmal ist dieses Fukushima und Atomkraft ist komplett abgeschwürmt und dieses Land

00:26:10: muss sich stark verändern.

00:26:11: Also in einer strukturellen Tiefe, die glaube ich immer noch nicht allen klar ist.

00:26:17: Und der Verband hat erkannt, er muss etwas dafür tun, um Stimme für diese gesamte Branche

00:26:22: zu sein und zugleich ansprechbar zu bleiben für Politik und Gesellschaft.

00:26:28: Und muss zu gleich noch sagen, naja, aber Energie ist schon ein Komplexsystem.

00:26:33: Da gibt es nicht ja oder nein, sondern das sind alles Prozesse, die dauernd lange sind

00:26:41: aufwendig.

00:26:42: So eine Kampagne entwickelt und da die Überschrift "Energie ist nicht schwarz-weiß".

00:26:46: Und es ist genau darum, gegen diese Gegensätze zu zeigen.

00:26:50: Und das war die erste große gesellschaftspolitische Kampagne, die nicht nur auf Großfläche statt

00:26:54: fand, sondern die mit einer sehr elaborierten, heute würde man sagen, content getriebenen

00:26:59: Plattformen stattfand, auf der sehr, sehr viel über Thesen, über diskursive Fragestellungen

00:27:08: sich ausgetauscht wurde.

00:27:09: Also wollte ich gerade sagen, das sind Themen, die finde ich in Magazinen, auf Facebook,

00:27:13: auf Social Media, die Kommunikationsstandards bereit sind, komplett auf und rollen die auch

00:27:18: aus.

00:27:19: Und rollen die komplett aus, genau.

00:27:20: Und das war ein schönes Beispiel, wo wir von der Analyse das Problems über die kreative

00:27:25: Umsetzung, über die richtige Kanalplanung und dann auch die richtige Mediaauswahl zum

00:27:30: Ergebnis gekommen sind.

00:27:31: Also das war für damalige Welten schon, ähm, etch, also mindestens.

00:27:37: Und die zweite große Kampagne, ähm, für, auch in dem Fall für den Bundesministerium,

00:27:46: ähm, und, ja, damalige Verhältnisse, also heute würde man sagen, ja, was, aber das

00:27:52: war 2010.

00:27:54: Ja.

00:27:55: Es gab ein großes, großes Konjunkturförderprogramm zum Austausch von Weißware, wir erinnern uns

00:28:03: vielleicht.

00:28:04: Und es ging darum, dass die Bürgerinnen und Bürgern sich neue Waschmaschinen kaufen

00:28:08: und neue ...

00:28:09: Kann ich mich gar nicht sagen, ja, also Weißware, Waschmaschinen, Spülgeschirr, Spüler, alles

00:28:12: was dazu.

00:28:13: Ja, ja, früher hätte man, und das ging darum, dass die Energieeffizient sind.

00:28:17: Klar.

00:28:18: Es war ein Projekt, was damals auch vom Bundesumweltministerium aufgesetzt worden ist.

00:28:22: Na ja, man hätte natürlich einfach Plakate aufhängen können, das war das, der Togo damals.

00:28:26: Wir haben gesagt, die Plakate sind gar nicht so richtig gut.

00:28:29: Lass uns doch lieber auf Preisvergleichsportale gehen.

00:28:31: Okay.

00:28:32: Und lass uns andere Performance-Marketing-Kanäle nutzen für den Ministerium.

00:28:38: Absolut ideal.

00:28:39: Genau.

00:28:40: Und wir haben das komplette, das idealo, billiger.de und alles was sonst auch an Preisportalen

00:28:45: unterwegs war, zugepflastert mit unserer "Kauf dir lieber ein energieeffizientes Gerät"

00:28:51: Werbung.

00:28:52: Und das war schon, ja, ein totaler Regelbruch, weil öffentliche Kommunikation fand damals

00:28:58: nicht im digitalen Raum statt und schon nicht in dieser Weise.

00:29:01: Das sind so Beispiele und Beispiele aus jüngerer Zeit sind sehr große, auch TV-getriebenen

00:29:06: Kampagnen, wo es um den Arztberuf geht oder vielmehr um den Beruf des Niedergelassenen

00:29:10: Arztes und um die Fragestellung, wie wertvoll es für uns eigentlich ist, dass ich nicht

00:29:16: 10 Kilometer bis zum nächsten Arzt reisen muss, wie wertvoll es ist, dass der Arzt

00:29:19: mich und meine Familie ja kennt, die Hintergründe mich länger kennt und was hindert ihn eigentlich

00:29:25: jetzt oder in Zukunft daran seinen Beruf ordentlich auszuführen.

00:29:28: Und auch das eben von der Kommunikationsstrategie über die Kanalstrategie und Kreation in

00:29:36: die Umsetzung.

00:29:37: Was ich total spannend fand, das hatten wir im Vorgespräch kurz.

00:29:40: Wie managt man Krisenkommunikation?

00:29:42: Hast du eine extrem schöne Antwort gegeben mit der Krise, die ich quasi nicht selbst berühren

00:29:47: sollte?

00:29:48: Vielleicht kannst du das nochmal sagen, weil das ist vielleicht herausragender Punkt, den

00:29:51: man auch auf sich selbst extrem gut anwenden kann.

00:29:53: Das ist natürlich meine ganz individuelle Perspektive und ich weiß, dass es auch viele

00:29:59: Kolleginnen und Kollegen gibt, die das ganz anders haben.

00:30:03: Aber das ist wie bei vielen Dingen, die wir in unserem Leben machen, eine persönliche

00:30:08: Entscheidung.

00:30:09: Ich glaube, kommunikative Krisen, die ja häufiger Ergebnis von eher strukturellen Krisen sind,

00:30:16: löst man am besten, wenn der Abstand zwischen sich und der Krise möglichst groß ist.

00:30:21: Und dazu gehört das ganz bewusst, die kritische Distanz zu der betreuenden Organisation, zu

00:30:27: die betreuenden einzelnen Akteuren beizubehalten und sich nicht im anderen Kontext, würde

00:30:34: man sagen, sich nicht gemein zu machen damit.

00:30:36: Klar, ich mache mich gemein, ich trete dafür ein, ich stehe dafür ein, ich will dieses

00:30:39: Problem lösen und ich will dabei helfen, gefestigt, gestärkt herauszukommen, am besten Fall.

00:30:45: Aber ich brauche den Abstand, ich brauche den Abstand, weil ich sonst den Überblick

00:30:48: verliere und ich würde nicht ins Büro ziehen, der zu beratenen Organisationen mich da in

00:30:54: die Schreibtisch-Sätze und den ganzen Tag da sein, weil ich glaube, das ist nicht gut.

00:30:57: Ich würde den Abstand wählen.

00:30:58: Genau, also die Kundenkrise ist nicht eure Krise, deswegen auch der Abstand nicht ins

00:31:02: Büro ziehen, auch die Krise am eigenen Leib dadurch weniger erfahren, um handlungsfähig

00:31:06: zu bleiben und zu managen auch.

00:31:08: Also, genau, ich kann die Krise eines Dritten nur managen, wenn ich nicht Bestandteil der

00:31:14: Krise wäre.

00:31:15: Sobald ich in alle Diskussionen, in jedes Einzelteil, in jede Debatte einbezogen werde,

00:31:21: sobald ich soziale Beziehungen zu allen Beteilen

00:31:24: in dem Projekt aufgebaut habe, wird es ganz schwer, den Überblick zu behalten.

00:31:27: Ich muss derjenige bleiben, der von draußen drauf guckt, ohne natürlich nicht zu verstehen,

00:31:33: was innen drin funktioniert. Das muss ich schon verstehen und das muss ich mir auch erarbeiten.

00:31:37: Aber ich muss dann wieder rausgehen und muss sagen, okay, das sind die Zusammenhänge.

00:31:41: Ist so eine Krise in den letzten 20 Jahren also ein bisschen auf euch übergesprungen?

00:31:45: Von den ganz großen kommunikativen Krisen nichts. Wir hatten eine kleine Krise von ein paar

00:31:52: Jahren als einer unserer Kunde in den Blick von Jan Bümmermann geriet und wir wissen ja,

00:31:58: wenn Jan Bümmermann anfängt zu bohren, dann findet er meistens was oft sehr substanziell,

00:32:03: manchmal weniger substanziell. Ich würde sagen in unserem Fall eher weniger substanziell.

00:32:08: Also die haben schon eine super scharfe Redaktion auch, die Themen sehr gut aufarbeitet und dahinter

00:32:12: herrs. Die Themen nicht nur sehr gut aufarbeitet, sondern auch sehr gut inszeniert. Das findet

00:32:18: seine eigene Kompetenzsystem nicht zu erzählen wie das Monitormagazin linear, ganz einfach,

00:32:25: sondern schon mit der richtigen Einwirkung von schauspielerischen oder andernzehnischen

00:32:29: Mitteln, die ein Problem manchmal ein bisschen größer erscheinen lassen als es eigentlich ist.

00:32:34: Aber ich finde, dass Satire darf das. Man kann von Betrachtern erwarten, dass sie das ein

00:32:40: bisschen für sich einordnen. Ich glaube auch die allermeisten Betroffenen können es in

00:32:43: zwischen sehr gut zu sagen, da hat er einen Punkt. Ich verstehe, dass er das durft, dass er das

00:32:48: aufgedeckt hat oder da übertreibt ein bisschen. Das muss ich jetzt nicht ganz so ernst nehmen.

00:32:53: Das war nicht nur ein Kundenthema, sondern auch ihr als Agentur war da ein bisschen in

00:32:56: der Welt. Das war ein Bundesministerium, bei dem wir in der Tat handwerklich Fehler gemacht

00:33:02: hatten. Die gemeinsam mit dem Kunden entschieden haben, wir gehen transparent mit den Fehlern,

00:33:09: um die wir handwerklich gemacht haben. Das war rückwärtend, Betrachter, nicht so schlau. Also

00:33:15: nicht für uns. Für den Kunden war das genau die richtige Entscheidung. Deswegen würde ich

00:33:18: das auch jederzeit wieder so tun. Für uns war das nicht die schlossende Idee.

00:33:23: Okay. Wie viele Leute seiten ihr heute? Welcher Größen und Dimension muss man uns vorstellen?

00:33:29: Wir sind jetzt in FTES, knapp 300, aber wir sind in Köpfen weit über 350, weil wir haben eine

00:33:39: sehr elaborierte Teilzeitmodell Serie. FTES in der Vollzeit stellen quasi. Das heißt,

00:33:47: jeder der Halbtagsarbeit ist so eine halbe Stelle. Das heißt, ihr habt 300 FTES, ein bisschen mehr

00:33:51: als 350 quasi in so einem Köpfe. Die verteilt in deutschen Arbeiten? Genau, wir haben einen sehr

00:33:57: großen Standort hier in Berlin und der Rest verteilt sich dann schön gleichmäßig über alle

00:34:02: Bundesländer, also nicht überall, aber Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, Dresden und ein noch ganz,

00:34:07: ganz kleines Projektbüro in Deutschland. Zweit schönster Stadt Gütersloh.

00:34:11: Okay, Bertelsmann sitzt ja auch da. Du also sitzt Bertelsmann, ja.

00:34:14: Ist Bertelsmann Kunde von euch? Ja, wir arbeiten für die Bertelsmann Stiftung.

00:34:18: Ah, okay. Gütersloh, habe ich ja gehört, wird er dominiert von Bertelsmann.

00:34:23: Ja, oder von Miele, man weiß es nicht so, oder von Dr. Ötgar. Es ist schon beeindruckend zu sehen,

00:34:27: wie viel Power da auf, na wirklich sehr kleinen Anzahl von Quadratmetern zu Hause ist, aber wenn man

00:34:34: dann solche Konferenzen wie Hinterland auf Sings betrachtet, dann wird es ja sichtbar,

00:34:38: wie viel Mittelstandspower in dieser Region zu Hause ist.

00:34:42: Und das ist heute immer noch auch in der Dimension eine inhabergeführte Agentur. Das heißt, ihr seid

00:34:47: heute unter den top 10 inhabergeführten Agenturen in Deutschland mit dieser Anzahl an FTES.

00:34:52: Sind wir, was natürlich, wenn man drauf geht, krass, andererseits ist es auch nicht so leicht,

00:35:02: eine Agentur dieser Größe aufzubauen. Agenturen haben aufgrund ihrer sehr spezifischen organisatorischen

00:35:07: Verfasstheit an verschiedenen Stellen immer wieder automatische Wachstumsemnisse und es braucht.

00:35:13: Welche sind es? Es gibt halt nur Menschen, keine Maschinen.

00:35:17: Und echt das Skalieren? Genau, und Menschen zu skalieren, diesen Satz muss man nur aufschreiben

00:35:24: und festzustellen, eieiei, das ist halt schon echt eine Herausforderung und das kann man auch

00:35:29: sich sehr gut angucken. Also es gibt ganz wenige Agenturen in Deutschland, die viel größer sind

00:35:34: und wenn man sich die dann jeweils einzeln anguckt, wird man auch feststellen, dass es da jeweils

00:35:39: eine Unregelmäßigkeit in der Matrix gibt, warum das so ist. Und es ist gut, dass es diese

00:35:46: Unregelmäßigkeiten gibt und es ist unternehmerisch bewundernswert, dass die Gründer diese

00:35:51: Unregelmäßigkeit gefunden haben und gesagt haben, ja geil, wenn ich das mache, dann ist es meine

00:35:55: Secret Source oder mein Unfair Advantage oder was auch immer und das mache ich jetzt und baue daraus

00:36:01: eine noch viel größere Agentur. Und da ist Deutschland aber auch eine spezifische Ausnahme im

00:36:07: Vergleich zum Rest der Welt, wo dann in Netzwerk Agenturen noch viel größere Rolle spielen als

00:36:13: hier, wo man inzwischen von den Netzwerken gar nicht mehr so viel sieht, sondern der Schwerpunkt

00:36:18: schon bei den innenhörbar geführten, bei den mittelständischen Agenturen liegt.

00:36:22: Ja gut, jetzt habt ihr ja diesen Foodprint quasi, ihr habt dann Kommunikationsbereich gefunden,

00:36:26: ihr euch extrem gut liegt, damit wärt ihr ja auch einen adizionalen sehr gut dazukauft für

00:36:29: eine große Agenturgruppe mit einer schönen Größe dafür. Das habt ihr bis heute nicht gemacht,

00:36:34: also ihr seid ja nicht verkauft von einer großen Agenturgruppe oder irgendwas anderes,

00:36:37: ihr habt selber aber schon mal dazugekauft, oder?

00:36:39: Ja also, korrigieren wir sind natürlich schon seit jetzt vier Jahren, zumindest mit einer

00:36:43: kleinen Beteiligung gehören wir zu einer national großen Agenturgruppe, die dann wiederum auch

00:36:50: in der Minderheitsbeteiligung zu einer sehr großen internationalen Agenturgruppe gehört,

00:36:53: aber das zählt noch als Inhaber geführt. Und ja, wir haben als Agentur opportunistisch immer mal

00:37:00: wieder dazugekauft, aber unter professionellen Gesichtspunkten würde man nicht sagen, dass es

00:37:06: gut strukturierte MNE-Prozesse waren, sondern es waren halt Optionen, die sich anboten oder

00:37:13: in einem Fall würde ich auch sagen, sich gar nicht anboten, sondern wo es zwingend notwendig

00:37:18: war, dass wir da übernehmen. Und das ist für Organisationen auch bei kleinen Happen schon immer

00:37:26: eine große Herausforderung und zeigt dann nochmal im Sonderweise, wie schwierig es ist oder wie

00:37:31: herausfordernd es ist, Organisationen zu formen, zu bauen, die Besonderheiten zu berücksichtigen.

00:37:38: Und nochmal in so einem Agenturgeschäft ist die Zahl der individuellen Bedürfnisse noch mal eine

00:37:44: andere als in der Verwaltungseinheit, wo viel nach Regeln gearbeitet werden kann. Das ist da sehr

00:37:49: hilfreich. Im Agenturgeschäft gibt es auch Regeln, aber es gibt dann doch höheren Grad an

00:37:57: Individualisierungsnotwendigkeit. Und da du ja so umtriebig bist und das ja scheinbar nicht das

00:38:03: einzige ist, was dich den ganzen Tag ausfüllt, du hast glaube ich schon sehr sehr früh begonnen,

00:38:07: auch hier in dieser Berliner Start-up und Investoren-Szene auch mitzumischen, oder?

00:38:11: Andrea ist mein Partner und ich würde sagen, wir mischen gar nicht in der Szene mit. Wir haben

00:38:16: da so richtig nie den Anschluss gefunden. Diese Bubble ist ja auch sehr speziell, aber wir haben

00:38:23: schon sehr früh angefangen, in interessante Geschäftsmodelle zu investieren, von denen wir

00:38:27: glaubten, dass sie entweder einen langfristig produktiven Mehrwert für unser Agenturgeschäftsmodell

00:38:34: finden könnten oder wenn wir der Meinung waren, dass die Gründerteams über eine ganz besondere

00:38:40: Qualifikation verfügen und ganz besonders für Leistungsfähigkeit in ihrem speziellen Segment

00:38:47: stehen. Okay, das heißt, das Geld, was ihr auch mit der Agentur verdient habt, habt ihr euch quasi

00:38:53: im Üsamer Wunder abgespart und habt das in andere Gründe reingesteckt, mal mit dem Ansatz,

00:38:57: vielleicht könnte das auch der Agentur helfen, aber ansonsten auch ohne jetzt Professionelles

00:39:02: Management Board und 48.000 Prozesse und Analysts und den ganzen anderen Käse, sondern ihr habt

00:39:06: ihm Leute kennengelernt, die was vorhatten und in die habt ihr investiert, wenn es sich angerechnet.

00:39:10: Korrekt, maximal unprofessionell, maximal opportunistisch, so wie man es gar nicht,

00:39:15: niemandem empfehlen würde mit dem IC am Küchentisch zwischen zwei Business-Crolls. Wenn mich jemand

00:39:23: fragen würde, wie man es richtig macht, so nicht, man steigert die Erfolgswahrscheinlichkeit,

00:39:28: wenn man sich ein paar mehr Gedanken macht. Aber da waren ja trotzdem ein paar ganz gute Sachen dabei.

00:39:32: Da waren und sind natürlich Unternehmungen dabei, auf die ich mit sehr, sehr viel Freude schaue,

00:39:38: weil sie eine gewisse Größe erreicht haben, weil sie für ihren Markt bestimmend sind in der Art

00:39:44: und Weise, wie man bestimmte Dinge tut, weil sie auch Kaufmanager erfolgreich sind, ohne Frage.

00:39:50: Ich glaube, wir hätten dennoch besser absteigen können. Ein Beispiel, wer ist dabei? Von den

00:39:55: guten? Von den sehr guten Investments, von denen ich auch denke, dass sie in der Auswirkung für,

00:40:03: vielleicht sogar für ihre Gattung ganz, ganz maßgeblich waren. Es ist gut, es ist new,

00:40:09: schrägschlich, wir kaufen der, ich glaube, inzwischen größte Refurbisher von gebrauchter

00:40:15: Elektronik. Das heißt, die kaufen Handys Bücher, Notbooks an. Bücher nicht, aber genau Bücher

00:40:20: machen nur Elektronik, Notbooks, Handys, Konsolen, die werden angekauft, refurbished,

00:40:27: weiterverkauft, großer Impact aus einer ökologischen Perspektive. Das ist auch über 100 Millionen

00:40:34: Umsatz, glaube ich. Über 100 Millionen Umsatz, glaube ich, ja, also schon in relativ großer,

00:40:37: großer Laden, in dem Markt auch. In dem Markt, so, das ist schon okay. Da freue ich mich auch immer,

00:40:42: dass wir mir das Zukunft sagen, ja, wie schön, dass wir da so lange dabei waren und Impulse

00:40:48: geben konnten. Mein inhaltliches Lieblingsbeispiel sind unsere Freunde von Hecht und Barsch,

00:40:57: die Angler unter den Zuhörern, wenn die Kollegen garantiert kennen. Wie kann man das in

00:41:04: Businessdeutsch sagen? Die Innovationsführer im Raubfischmarkt in Deutschland mit unfassbar

00:41:11: spannenden Produktpaletten an Produkten für die Raubfischangelai, aber auch mit einem riesigen

00:41:18: Contentfuhrpark an Inhalten für Anglerinnen und Angler. Und stark wachsend. Also es ist quasi

00:41:25: nicht nur Online-Shops, sondern diese Bereiche auch mit Content und Core-Reingang sind eigene

00:41:29: Marke geworden. Genau, sie haben häufig in solchen beiden verschiedenen Geschäftsmodelle aber einen

00:41:34: eigenen großen Online-Shop, eine eigene sehr große B2B Range für Anglergeschäfte und einen sehr,

00:41:41: sehr großen Contentfuhrpark, in dem sie ganz unterschiedliche Berichte machen. Also ich empfehle

00:41:47: allen, auch denen, die nicht angeln, den YouTube-Kanal von Hecht und Barsch. Da gibt es schon ein

00:41:52: bisschen älter, findet man aber sehr schöne Videos übers Fliegenfischen. Und diese sind

00:41:57: atmosphärisch ganz gut. Und ich kann das empfehlen, die kann man sich einfach anmachen und dabei

00:42:05: entspannen. Da fasst schon Lifehack hier. Und du hast auch was mit Kalendern erzählt. Also das waren

00:42:11: die Zahlen, die ich mit Hecht und Barsch super gestaunt habe. Ja, Hecht und Barsch ist der Erfinder

00:42:17: natürlich nicht, weil Kalender bieten viele E-Commerce-Modelle noch an. Aber ich glaube,

00:42:20: es waren die ersten, die in Deutschland Angeladventskalender angeboten haben und sind da auch

00:42:27: wenn ich das von hier aus betrachte, objektiv gesehen, Marktführer anverkaufen davon, ganz schön

00:42:32: viel. Was daran liegt, dass es ein richtig, richtig geiles Produkt ist. Was selbst mir, als

00:42:38: jemand, der ja eigentlich nur ins Lager gehen müsste, um mal zu gucken, jedes Jahr wirklich

00:42:44: viele, viele Freunden drehen aufs Gesicht, zaubert, weil ich an so einem Adventsmorgen den

00:42:51: Kalender aufmache und da ist ein spannender, überraschender Angelköhler drin, den ich

00:42:54: in der nächsten Saison anwenden kann. Ja, das ist total spannend, diese Kalenderthematik. Also

00:42:58: die gab es vielleicht, ich kann mich dann von Glossybox super erfolgreich zum Kalender. Ja,

00:43:01: ich bin zwar in die ersten. Amorelli, I.C.T., also auch so Sexshops, die ja unheimlich weit vorne

00:43:05: sind und das ist natürlich, wenn du Angler bist und du sitzt quasi auf dem Produzenten,

00:43:08: es macht ja auch wirtschaftlich garantiert sind, diesen Weihnachtskalender auszubringen, weil die

00:43:12: Produzenten natürlich auch Teil des Kalenders sein wollen. Korrekt, ich glaube, es ist für alle,

00:43:16: dass in der Tat mal so eine Produktkategorie, wo alle was davon haben. Also die Produzenten haben

00:43:22: große Stückzahlen, die sie sicher produzieren können. Top. Die Konsumenten bekommen ein

00:43:29: geiles Produkt mit geilen, in dem Fall Ködern, die sie sonst vielleicht so im Handel gar nicht

00:43:35: bekommen, weil es wirklich limitierte Editionen sind. Kann dann nicht angler nicht nachvollziehen,

00:43:40: warum man einen limitierten Angelköhler braucht, braucht man aber. Wenn es der Fisch nachvollziehen

00:43:43: kann, das ist völlig in Ordnung. Das ist völlig in Ordnung. Das braucht man aber und für den

00:43:47: Händler, der das Produkt konzeptioniert, natürlich in beide Richtungen super, eine exzellente Kundenbindung,

00:43:53: ein gutes Kundenprodukt und für die Zusammenarbeit mit Produzenten auch super. Richtig geil,

00:43:57: deswegen auch nachvollziehbar, dass alle so was machen. Das sind ja nicht nur die Erotikversenden,

00:44:02: das Gewürzkalender, Bierkalender, Fleischkalender. Die Verkaufen sind auch sehr gut.

00:44:07: Fleischkalender ist echt hart, das stellt man sich mal so die Kühekette und Kofa,

00:44:10: die werden schon wissen, was sie machen. Das heißt, die verkaufen endlich 10.000 Kalender.

00:44:14: Die verkaufen sehr viel davon. Wahnsinn. Und ich glaube, du hast noch in einen Yoga-Unternehmen

00:44:19: investiert. Ja, das ist ein schönes Beispiel von fachfremden Opportunismus, weil ich habe

00:44:26: in meinem Leben glaube ich 3-mal Yoga gemacht und er ist deutlich danach. Das ist ein Yoga-Easy.

00:44:32: Die Yogis unter euch werden es kennen. Ganz liebe Grüße an die Yogis, hier bei den Zuhörern.

00:44:38: Und wenn ihr noch nicht yogi seid, meldet euch bei mir, ich schicke euch einen Test-Coupon.

00:44:43: Yoga-Easy ist aber aber unabhängig davon, ob man männlich, weiblich. Das ist egal.

00:44:46: Ich glaube, es ist ein großer Fehler gerade. Dann muss ich dich heuern, dass wir den da biegen.

00:44:52: Yoga-Easy, wirklich ein Portal, wo genau das zutrifft, was ich eben beschrieben habe. Ein

00:44:59: Gründungsteam, was mit sehr viel Liebe und Exzellent ein Produkt entwickeln möchte und was nur

00:45:05: bestrebt ist das allerbeste zu machen. Und deswegen attraktiv für uns. Weil wir gesagt haben,

00:45:09: okay, Menschen, die mit so viel Hingabe etwas tun wollen, die werden das auch in einer Qualität

00:45:15: abliefern, von dem der Markt sagt, das ist richtig. Und wir haben bei Yoga-Easy über die Jahre einfach

00:45:20: versucht, einen Gegenmodell zu entwickeln, zu dem was so online Fitness sonst so war, wo doch die

00:45:27: Churn sehr, sehr hoch war. Und eine große Herausforderung eigentlich immer war, jeden

00:45:32: Monat neue Kunden zu gewinnen, um die, die wieder weggingen, zu kompensieren. Und die

00:45:36: Kolleginnen bei Yoga-Easy haben ein genau anderes Modell entwickelt, nämlich eines, was darauf

00:45:40: basiert, so hochwertige Inhalte zu liefern und so viel Zeit in die Kundenbeziehung zu investieren,

00:45:47: dass die Churn nicht so groß ist, sondern dass man eher sehr nachhaltig und langsam.

00:45:52: Also ich finde auch generell sehr schön, wenn man selber Unternehmer ist, da auch lange an Bord ist,

00:45:56: dass ihr habt das ja wirklich einmal komplett durchstrukturiert, von eins quasi auf über

00:46:00: 300 Leute aufgebaut, was eine wahnsinnige Leistung ist. Und dann aber auch sagt, okay, ich habe Spaß

00:46:05: auch an anderen Unternehmern, ich habe Spaß auch an anderen Themen. Und das mache ich auch für mich.

00:46:09: Das zahlt gar nicht im ersten Schritt direkt auf unsere Agentur oder irgendwas anderes ein,

00:46:12: aber das macht mir unheimlich viel Freude und Spaß. Freude und Spaß und aber auch,

00:46:16: das ist ganz wichtig. Natürlich ist das alles klassisch Lerninhalt für die eigene Weiterentwicklung,

00:46:22: weil ich habe eben schon darüber gesprochen, dass die Organisationsstruktur einer Agentur

00:46:28: besonders herausfordernd ist, weil es gibt keine Maschinen. Man kann in der eigenen

00:46:33: Organisation viel ausprobieren, dabei auch viel kaputt machen. Man kann sich aber auch in

00:46:38: anderen Organisationen angucken, was da gut funktioniert oder was eben nicht funktioniert.

00:46:42: Jetzt haben wir in unserem Geschäftsmodell den großen Vorteil, dass wir auch schon in unserem

00:46:47: Daily Business in ganz viele Organisationen reingucken fortwerden und sehen, was da passiert.

00:46:52: Aber noch mehr davon zu sehen und auch Unternehmen beim Wachsen zuzugucken und diese spezifischen

00:46:59: Herausforderungen wahrzunehmen, das hat mir in ganz vielen Entscheidungen geholfen,

00:47:03: die Ruhe zu bewahren oder Fehler nicht zu machen oder Fehler bewusst zu machen. Das ist glaube

00:47:10: ich etwas ganz schönes und wertvolles. Ja, da kommen wir auch schon zum schönen Thema,

00:47:15: nämlich zu dir. Ja, also Jurist, würde ich sagen, erst mal jemand, Gesellschaftsrecht,

00:47:20: das ihr auch vorhin erwähnt, wahrscheinlich sehr analytisch auch vorgeht, sehr auch im

00:47:24: Rechtsrahmen sich ja bewegen kann und den Rechtsrahmen auch sehr, sehr gut kennt. Was

00:47:27: machst du eigentlich für dich? Also wie bildest du dich neben den Investments? Wie holst du

00:47:31: dir externe Sachen rein? Hast du Coaches bis zu Organisationen irgendwie vertreten? Welche

00:47:37: Leute umgeben dich? Wie kann das so auf dem Level auch leisten? Ich meine,

00:47:40: Firmen mit 300 Leuten ist eine riesige Herausforderung. Was tu ich für mich? Ich bin nicht so, dass ich mir

00:47:45: so einen Wochenplans schreibe und sage, ich brauche heute drei Stunden davon und dann mache

00:47:49: ich noch mal Sport und dann mache ich das. Was ich mir aber jede Woche wieder aufs Neue sage,

00:47:56: eigentlich jeden Tag nie so stressen lassen. Bitte nicht vergessen, das ist alles ein normales

00:48:01: Leben. Alles was ich hier tue, ist unkritische Menschenleben. Es geht nur ums Business. Und dazu

00:48:11: halt auch loslassen zu können, Verantwortung abzugeben, zu akzeptieren, dass andere Dinge

00:48:16: anders sehen oder machen als man selbst und dass sich Dinge manchmal auch erst am Ende bewerten

00:48:23: lassen auf ihre Richtigkeit. Solange sie in einem Wertekanon stattfinden, von dem ich sage, der

00:48:28: ist für mich akzeptabel. Aber fachlich gibt es häufig ganz unterschiedliche Wege zum gleichen

00:48:35: Ziel und dieses loslassen können ist, so würde ich fast sagen, meine Kernkompetenz.

00:48:42: Das hast du auch schon früh begonnen, auch Verantwortung zu übergeben als Unternehmer?

00:48:45: Schon immer. Schon ganz, ganz, ganz früh und eigentlich, soweit ich mich erinnern kann,

00:48:50: dass ich für andere Dinge oder für andere Menschen Verantwortung übernommen habe,

00:48:54: war ich schon immer in der Lage zu sagen, okay, Verantwortung übernehmen heißt auch Verantwortung

00:48:58: zu teilen und Verantwortung zu teilen heißt halt dann auch zu akzeptieren, dass Entscheidungen

00:49:02: anders laufen. Das ist wirklich eine Grundlage, ohne die, glaube ich auch, unternehmerisches

00:49:08: Wachstum nur möglich ist, zu lasten der eigenen Persönlichkeit. Also, zu lasten des eigenen

00:49:14: Energiehaushaltes, zu lasten der sozialen Beziehungen außerhalb der Firma, für die man arbeitet.

00:49:19: Also am Ende steht da, glaube ich, so ein großer Minusstrich aus meiner Perspektive.

00:49:24: Aber das ist ja auch meine Lebenserwartung, meine Lebensplanung, so wie ich das.

00:49:28: Das passt jetzt gar nicht, also ihr seid ja immer noch da und findet diese Firma immer

00:49:32: noch, aber eigentlich sagst du ja, ich will ein fungibles Gut schaffen, was eigentlich

00:49:35: auch ohne mich funktioniert und auch handelbar wäre ohne mich. Also es liegt nicht an meiner

00:49:40: Person, ob wir erfolgreich sind oder nicht, es liegt an allen Personen, ob wir erfolgreich sind.

00:49:43: Das ist in der Agentur per se so, eine Agentur, die abhängig davon ist, dass in der Spitze

00:49:48: ein, zwei oder drei Personen stehen wird, dann geht es noch gar nicht um fungible oder

00:49:53: nicht, da geht es wirklich nur um day-to-day-Business, wird nicht leistungsfähig sein. Weil bei der

00:50:00: Menge von Informationen, die jeden Tag zu bewerten sind, aus den Rückschlüsse zu ziehen sind

00:50:04: fürs Tun, kann ich keine hierarchischen Kaskaden abarbeiten und kann sagen, oh, das Problem,

00:50:11: da muss ich jetzt aber erstmal bei Benjamin anrufen, sondern da müssen die Kolleginnen

00:50:15: und Kollegen in ihren Teams Lösungen arbeiten und exekutieren. So, das funktioniert gar nicht,

00:50:20: Geschwindigkeit, Menge, Input und ich halte mich für einen sehr schlauen Menschen, aber

00:50:26: es ist völlig unmöglich alles zu verstehen, was meine Kolleginnen verstehen. So, plus,

00:50:30: dass es Kompetenzen gibt und denen ich weiß, die gibt es, aber ich hätte keine Ahnung,

00:50:35: wie ich selber machen müsste. Und das zu akzeptieren ist eigentlich ganz einfach, finde ich, sage

00:50:42: ich suche mir jemanden, der kann etwas sehr gut, der ist der Beste in Suchmaschinenmarketing,

00:50:46: der kann das exzellent. Es reicht doch für mich zu wissen, dass er das sehr gut kann.

00:50:51: Ich muss jetzt nicht noch mit ihm darüber diskutieren, ob wir den CPM nicht vielleicht noch um

00:50:56: drei Cent hinterm kommen, optimieren und was er an seiner Arbeit ändern müsste, um das

00:51:00: zu tun. Also, das ist unangemessenfassig.

00:51:04: Du vertraust dann eben auch.

00:51:06: Ich muss dann vertrauen, genau. Und das fällt mir aber auch leicht, das ist vielleicht das.

00:51:10: Das fällt mir auch leicht zu vertrauen, es fällt mir leicht zu sagen, hey, ich habe mich

00:51:13: entschieden, jetzt versuchen wir es und dann gucken wir, ob es klappt. Und das gilt für

00:51:17: was alles und das macht es auch leicht, finde ich, unternehmerische Entscheidungen zu treffen,

00:51:21: das macht es leicht, Investitionsentscheidungen zu treffen, das macht es leicht, mit anderen

00:51:24: zusammenzuarbeiten. Erstmal zu sagen, der andere will doch auch was Gutes, lass uns was Gutes

00:51:29: machen. Mit der Zeit, mit der Reife, der eigenen und mit der Lebenserfahrung fällt es ja auch

00:51:35: leichter, Blender, Hasardöre, Lautsprecher zu identifizieren und gleich am Anfang zu

00:51:42: sagen, nie vertrauen, ich bin hier nicht angebracht. Das wird nix.

00:51:46: Ja. Und hast du so irgendwie Coaches, mit wem redest du, wenn es so auch um Themen gibt,

00:51:52: ja, ich meine, ein Dreier-Nachmann-Unternehmen ist ja trotzdem, mit wem tauscht du dich aus?

00:51:55: Ich glaube, dass ich schon und das meist, da weiß ich aber gar nicht, ob das gut ist,

00:52:00: ganz stark, was mein Wertesystem angeht, ganz stark auf frühe Jugend und dautprägende

00:52:10: Elemente und Menschen zurückgreifen, die mir damals sehr viel gezeigt haben und die

00:52:17: sehr viel mit mir diskutiert haben, denn jetzt inzwischen doch schon über 80-jährigen alten

00:52:23: Pfarrer aus Frankfurt an der Oder, der zu den Stasi-Auflösern dort vor Ort gehörte, also

00:52:31: ein richtig original, der Bürgerrechtler in all den Facetten und den ich in den frühen 90er

00:52:40: Jahren sehr intensiv begleitet habe in seinem Ankommen in dieser Bundesrepublik. Ich bin ja

00:52:46: auch erst in dieser Bundesrepublik angekommen, aber aus völlig anderen Fallen höher als

00:52:49: er und konnte da aber sehr viel beobachten über Vertrauen, über wie gehe ich mit anderen

00:52:56: Menschen um, wann muss ich zuhören, wann muss ich sagen, wie muss ich Dinge sagen und wie überprüfen,

00:53:04: das ist eigentlich die schönste Lektion, die man bei ihm immer noch lernen kann, wie überprüfe

00:53:09: ich eigentlich, ob ich das eingehalten habe, was ich versprochen habe und zwar nicht nur auf der

00:53:13: Ebene des Handelns, das ist unmittelbar, sondern vielleicht auch auf der Ebene von Werten.

00:53:19: Ja, so. Ich glaube, das ist schon die größte Quelle dieser Zeit, aus der ich am meisten

00:53:24: ziehe und wenn es dann um fachliche Fragestellung geht, habe ich schon immer versucht mit möglichst

00:53:33: vielen Kolleginnen und Kollegen zu sprechen. Ich war vier Jahre lang Präsident unseres Branchenverbandes

00:53:38: und in der Zeit habe ich fast alle relevanten Kolleginnen und Kollegen kennengelernt und

00:53:44: das ist natürlich ein unfassbarer Quell an Wissen, an Informationen und auch Wissen und Informationen,

00:53:51: die ich jetzt noch abrufen kann. Du brauchst ja Inhaltswerk auch für deine Kunden, du bist

00:53:55: halt sehr gut verdraht. Genau, und das ist total geil und das ist auch wirklich schön mit

00:53:59: Kolleginnen auch aus dem Wettbewerb über Fachfragen zu diskutieren und ob das jetzt

00:54:05: kundenbezogene Fachfragen sind oder organisationsbezogene Fachfragen oder Führungsfragen, das geht

00:54:11: dann, das ist schon richtig gut. Ihr arbeitet auch viel für politische Institutionen und

00:54:16: trotzdem ist es ja so und eine sehr, sehr beliebte Frage. Was würdest du dir als jemand, der

00:54:21: den deutschen Mittelstand, gar nicht in der Agenturlandschaft auch stark mitbringt? Was

00:54:24: würdest du dir wünschen von unserer Politik? Hast du da irgendwas, wo du sagst, ich finde,

00:54:27: das könnten wir in Deutschland echt deutlich, das würde mir das Leben viel einfacher machen.

00:54:30: Wir müssen und dann kann man, das würde jetzt für vier bis fünf Stunden, das großreichen,

00:54:38: einen Anfang ganz weite Teil unserer Gesetzgebung anzupassen an neue Realitäten. Und diese

00:54:46: neue Realitäten sind prozessuale Realitäten, ja, Digitalisierung, worunter brauchen wir,

00:54:51: definitiv, ob mein eigenes Ministerium dafür die Lösung ist, bin mir unsicher, aber das muss

00:54:57: laufen, aber das ist, finde ich, das ist Hygiene, das ist muss sein Punkt. Weniger Bürokratie,

00:55:02: finde ich es auch Hygiene, muss sein, ist sehr schwer und ist wirklich sehr schwer, weil es gibt

00:55:10: Bürokratie, um Interessen einzeln da zu schützen und wenn ich Bürokratie vereinfache, schütze ich

00:55:15: weniger Interessen, habe ich riesige Konflikte. Also das ist eine fast, ne, es ist eine schwer

00:55:20: zu lösen Aufgabe. Wo wir aber insgesamt stärker ran müssen, ist alles, was im Bereich Arbeit liegt.

00:55:28: Und damit meine ich sowohl Arbeitszeitgesetzgebung und alles, was da an Regelungsnormen rummer

00:55:35: und steckt, da müssen wir anders agieren, weil das, was der Gesetzgeber uns vorgibt, schon nicht

00:55:40: mit dem entspricht, was unsere Mitarbeiter von uns erwarten. Also da werden Schutzansprüche

00:55:45: formuliert oder Schutzbedürftigkeit gesehen, die die Kolleginnen gar nicht mehr haben wollen.

00:55:50: Und dann gibt es viele andere Dinge, die für Organisationen sehr herausfordernd sind in diesem

00:55:56: Arbeits-, in der ganzen Gesetzgebung rund um den Interessenausgleich zwischen Arbeitnehmer und

00:56:04: Arbeitgeber. Ich bin nicht für Menschen, das ist der Kapitalismus überhaupt gar nicht,

00:56:07: ich bin für Freiheit, also für Mehrfreiheit in der Verhandlung zwischen den beiden Parteien.

00:56:12: Und dann können wir das gleiche Walle machen, was hinten dran hängt, alles, was mit unseren

00:56:17: sozialen Sicherungssystemen zusammenhängt. Also ich weiß nicht, wer jetzt noch glaubt,

00:56:22: dass die Rente wirklich sicher ist, ist ein ziemlicher Optimist. Oder wer glaubt,

00:56:29: dass Pflege- und Krankenversicherung nicht noch richtig viel teurer werden in den nächsten Jahren,

00:56:33: er ist noch ein viel größerer Optimist und das werden wir von innen heraus sich lösen können,

00:56:38: also brauchen wir eine andere Perspektive auf Zuwanderung in diesem Land. Und da haben wir

00:56:41: leider in den letzten Jahren eine Debatte, die nicht aus der Richtung von was tut Zuwanderung

00:56:46: eigentlich für dieses Land kommt, sondern die aus einer verfassungsrechtlich getriebene Debatte

00:56:51: über den Begriff Asyl kommt. Und das sind zwei Dinge, die - Das sind zwei völlig verschiedene

00:56:56: Dinge. Es geht beides mal um Menschen, aber es sind zwei völlig unterschiedliche Dinge,

00:57:00: die anders diskutiert werden müssen. Eine Frage, ob wir hier zu Hause sein dürfen,

00:57:05: wenn er anderswo verfolgt wird, ist eine andere Debatte als die, brauche ich denjenigen eigentlich

00:57:11: für uns, damit es in diesem Land weiter und vorwärts gehen kann. Und das findet aber eine,

00:57:15: in der öffentlichen Debatte eine Vermengung, die für beide Debatten streng ist, nicht überhaupt

00:57:23: nicht gut ist und man kann über das Grundrecht auf Asyl, kann man auch trefflich diskutieren,

00:57:29: ja auch in Freundeskreisen sehr hart, wird es missbraucht, wird es nicht missbraucht,

00:57:33: haben wir eine Verantwortung als Deutschland, ich glaube ja, haben wir, aber das kann man getrennt

00:57:39: davon lösen oder diskutieren von der Frage, wäre es nicht gut, wenn es leichter wäre,

00:57:45: Menschen aus der Welt nach Deutschland zu holen, um hier unseren Wohlstand zu sichern. Also einfach

00:57:52: kann man das ja formulieren. Eigentlich das Egoismus. Drei riesengroße Blöcke, die du da

00:57:56: genau hast. Ja und ich verstehe da aber, also von den drei Blöcken, die ich eben genannt habe,

00:58:00: es gibt es nur einen, der leicht abzuräumen ist, das sind diese Arbeitsrechtsfragestellung,

00:58:03: weil da müssen sich in Anführungszeichen nur die Sozialpartner hinsetzen und das mal diskutieren.

00:58:08: Also da müssen sich die Gewerkschaften und die Politik mal hinsetzen und die Unternehmer

00:58:11: dazuholen, dann wird man da mit harten Debatten ohne Frage, weil gut, dass wir starke Gewerkschaft

00:58:17: haben in Deutschland, aber auch die verstehen, dass sich Dinge verändern. Also man würde diese

00:58:22: Debatten führen können gut. Rente, Pflege, Krankenversicherung, angsterhaftete Themen logischer

00:58:29: Weise, weil wer kann sich noch höhere Beiträge leisten oder wer mag sich vorstellen, nicht

00:58:35: gepflegt zu werden oder wer mag sich vorstellen, dass man sein ganzes Vermögen abschmelzen muss

00:58:40: im Alter, um noch gepflegt zu werden. Also das ist so emotional, das ist unfassbar schwer,

00:58:46: das zu lösen. Ich glaube, dass es nur von einem Bundeskanzler oder einer Bundeskanzlerin zu machen,

00:58:50: die nur genau eine Legislaturperiode regieren will und danach nichts anderes mehr vorhat und

00:58:57: bei dem Thema Zuzug in den beiden Strengen, ja, de Faktungen auch das gleiche Problem. Da müssen

00:59:04: wir erst mal in Diskussionen kommen, die sauber sind. Das ist ein riesengroßes Thema. Wir müssen

00:59:09: das aber tun als Gesellschaft. Wir müssen diese beiden Debatten führen, aber wir müssen sie halt

00:59:13: in einer Art und Weise führen, die zuhören und das Kurs wirklich möglich macht und die nicht

00:59:19: automatisch dazu führt, dass man sich nach drei Sätzen schon gar nicht mehr in einem Wohlwollenden

00:59:25: Kurs zu befinden, sondern die eigentlich zu bekriegen. Ich bin gespannt, welcher dieser drei

00:59:32: Töpfe jetzt aufgemacht wird, in vier Jahren wirklich aufgemacht wird und betreut wird. Ich habe

00:59:38: dann halt ein Respekt, weil es ist wirklich aus den Perspektiven aller Beteiligten nicht leicht

00:59:43: zu händeln, sondern schwer, schwerer Arbeit. Ja, egal welche Parteien er macht, das ist ein

00:59:47: welcher Bundeskanzler. Wir greifen alle in dieselben Töpfe. Das heißt, der ist für alle gleich leer

00:59:51: oder gleich voll, je nachdem wie man sieht. Und das sind echt große gesellschaftspolitische

00:59:55: Themen, die noch nie so da waren in der Brennzlichkeit, wie wir sie aktuell haben. Also von daher

01:00:00: würde ich auch, ich habe mir überlegt, ob man so fragt, was wir so machen, wenn du ein Bundeskanzler

01:00:04: wärst. Also ich hätte auf diese Frage keine vernünftige Antwort, deswegen erspeise ich einfach jedem.

01:00:07: Also ich würde nicht antreten, ehrlich gesagt. Das ist, also Politik zu machen ist im Tausch für

01:00:16: das, was du dafür bekommst. Und das meine ich nicht mehr auf der reinkommenshelle Ebene,

01:00:20: nur auf der emotionalen Ebene. So undankbar. Das war absolut recht. Also wirklich, ich

01:00:26: verneige mich vor jedem und ja, es gibt ganz viel zu kritisieren und da werden auch viele Fehler

01:00:30: gemacht und der eine oder andere ist vielleicht auch nicht so lauter, wie wir uns das wünschen,

01:00:34: aber im Grunde all diejenigen, die sich jeden Tag für uns bemüßigen, egal auf welcher Ebene,

01:00:40: ob am Bundestag, im Landtag, im Kommunalparlamenten Vertretungsarbeit zu leisten, müssen wir so

01:00:45: dankbar sein, dass sie das tun und sich teilweise auch von uns mit Problemen zu beschäftigen,

01:00:51: die weiß nicht, ob das angemessen ist. Aber ja, das finde ich eine sehr schöne Politik. Ja,

01:00:56: das ist eine sehr schöne Perspektive, die man auch durchaus mal so benennen kann, weil keiner von

01:00:59: uns wird es sehr wahrscheinlich machen, wie du schon sagst, ich würde nicht antreten als

01:01:02: Bundeskanzler. Ich finde ja, du bist ein super ausgeglichener Typ, jedenfalls machst du so den

01:01:06: Eindruck, also verkaufst dich wahnsinnig gut oder es ist so. Hast du irgendein so ein Lifehacks,

01:01:10: so ein Tipp, der dabei hilft, so zu sein, du hast ja schon gesagt, Vertrauen ist die eine Sache,

01:01:14: was irgendwas, das dir in deinem Leben auch wichtig und heilig ist und was dich ein bisschen,

01:01:17: falls ihr auch in der Mut lässt. Es ist Vertrauen, tiefes, tiefes Durchatmen und sagen,

01:01:23: das kommt schon alles nicht so schlimm. Was dich auch schlafen lässt. Was mich sehr gut

01:01:27: schlafen lässt, genau. Also ich glaube, ich bin sehr gesund und guten schlafen und ich gehe

01:01:31: gerne, das empfehle ich auch einen sehr früh ins Bett gestern, da sage ich um 21 Uhr im Bett,

01:01:35: Fernseher aus, keinen Blick mehr aufs Handy und mit dem Sonnenaufgang selbst wach zu werden,

01:01:40: finde ich, ist für jeden Tag der optimale Start und setzt zumindest bei mir und fast bei viel

01:01:45: energiefrei. Sehr, sehr cool. Also vielen Dank dafür, dass du das hier geteilt hast. Also

01:01:52: bewunderns wird, dass du als Unternehmer aufgebaut hast, da wird sich auf jeden Fall auch den Hut,

01:01:56: aber auch was du als Mensch mitgibst, was du ja rausgelassen hast, auch wie das für dich

01:02:01: funktioniert. Da hast du auch ein ganz, ganz tolles Beispiel, wir sind ja trotzdem ja ganz oft auch

01:02:04: Unternehmer, die sehr eng führen, die selber Persönlichkeit führen und Co. Du machst es jetzt

01:02:09: noch in einer ganz anderen Perspektive, bist damit unheimlich erfolgreich. Auch ich habe für mich

01:02:12: ganz viel rausgezogen aus dem Podcast, also tausend Dank für diese Einblicke, Wahnsinn.

01:02:16: Danke für das Gespräch. Ich könnte mir so noch weiter machen, wenn die Kameras aussehen.

01:02:20: Ja, dann musst du mal schauen, was der Tag so bringt, noch für mich bereit hält und für dich,

01:02:23: aber du bist ja auch schon telefonierend reingekommen, ich weiß ja auch, wie dein Tag ungefähr

01:02:26: trotzdem aussieht. Wenn es euch genauso gut gefallen hat wie mir und davon muss ich einfach bei

01:02:30: diesem Podcast ausgehen, dann bitte kommentieren, liken, auch gerne Follon, Mittwochs des Mittels,

01:02:36: Haars tag einfach nicht vergessen und ich wünsche euch eine super erfolgreiche Woche und sage bis bald.

01:02:41: [Musik]

01:02:45: Und die wir uns auf der 놓ch uffern; was möchte ich noch?

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